Von der Idee bis zur Realisierung – Wie wird aus einem Industriedenkmal ein Museum?
Kurzbericht Hausbesuch vom 22.06.2022
Gleich doppelt konnten die Besucher:innen unseres letzten „Hausbesuches“ staunen: Das Eisenbahnmuseum Bochum hat nicht nur eine beeindruckende Sammlung historischer Schienenfahrzeuge zu bieten, es hat auch ein neues architektonisches Highlight. Im Jahr 2020 wurde mit einem Empfangsgebäude des Schweizer Architekten Max Dudler eine Landmarke errichtet, die dem bereits seit den 1970er Jahren bestehenden Museum neue Strahlkraft bescherte.
Vom langen Weg dorthin berichtet Prof. Wolfgang Fiegenbaum als Ehrenvorstand des Eisenbahnmuseums im Rahmen des Hausbesuches. Dem unermüdlichen Engagement und der Kreativität der ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Museums ist es zu verdanken, dass Menschen vom Ausstellungskonzept überzeugt wurden, Gelder akquiriert werden konnten und am Ende ein Empfangsgebäude dasteht, das der Ausstellung gerecht wird.
Darüber, wie der skulpturale Entwurf zustande kam, sprach Kilian Teckemeier aus dem Büro Max Dudler. Teckemeier beschrieb den Entwurfsprozess vom Entwickeln einer Adresse für das weitläufige Gelände bis zu einem Bahnsteig für Museumszüge und einem Gebäude, das mit industriellem Charme auf Bahnhofsbauten anspielt. Entlang einer flach geneigten Durchgangs-Achse sind Funktionsräume, Ausstellungsflächen und ein Tagungsraum angeordnet. Während der lichtdurchflutete Innenraum den glanzvollen Exponaten eine Bühne aus rohem Sichtbeton bietet, prägt roter Backstein mit gleichfarbiger Verfugung das äußere Erscheinungsbild. Tiefe Laibungen unterstützen innen wie außen den Eindruck einer begehbaren Skulptur.
Auf einem Rundgang über das Areal des ehemaligen Bahnbetriebswerks Bochum-Dahlhausen boten sich verschiedene Perspektiven auf die Bestandsbauten und den sich harmonisch einfügenden Neubau. Das denkmalgeschützte Bahnbetriebswerk umfasst unter anderem einen Lokomotivschuppen, eine Drehscheibe, einen Wasserturm und Werkstätten. Prof. Wolfgang Fiegenbaum, Kilian Teckemeier und Nikolai Ingenerf, Stiftungsvorstand der Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum, führten über das Gelände, verwiesen auf Details der historischen Anlagen und des Neubaus und erzählten so manche Anekdote zu den zahlreichen ausgestellten Schienenfahrzeugen.
Die lebendige Führung zu den technisch hochanspruchsvollen Riesen ließ den Funken der Begeisterung auch auf Eisenbahn-Laien überspringen. So manche:r plante bereits den nächsten Besuch – am besten sonntags, wenn der historische „Wismarer Schienenbus“ die Gäste stilecht von Bochum-Dahlhausen direkt bis zum Museum bringt.
(Text: LWL/Boutez)
Rückblick
Eisenbahnmuseum Bochum
Weiterbauen im örtlichen Kontext
Nach fast zweijähriger Pause lud das Team Baukultur zu einem Hausbesuch in das Eisenbahnmuseum nach Bochum-Dahlhausen ein.
Mit seinen historischen Schienenfahrzeugen und denkmalgeschützten Gebäuden gehört der ehemalige Rangierbahnhof zu einem besonderen Ort der Eisenbahngeschichte. Wie wird jedoch aus einem Denkmal der Industriekultur ein „Freilichtmuseum“? Dies fragten sich auch die Verantwortlichen und entschieden sich dazu, ein neues Empfangsgebäude zu errichten, um dem weitläufigen Betriebsgelände einen klar definierten Eingang zu geben.
2015 gewann Max Dudler einen entsprechenden Wettbewerb und realisierte 2019 einen Neubau, der in seiner abstrahierten Kubatur und mit dem neu gestalteten Außenbereich an einen Bahnhof erinnert. In seiner Materialität und Ausführung bezieht sich der Baukörper auf die Bauten des Betriebsgeländes.
Schon nach kurzer Zeit hat sich das Empfangsgebäude zu einer Landmarke entwickelt und mehrere Anerkennungen sowie Auszeichnungen erhalten, so dass das Museumsareal auch außerhalb der Eisenbahnfreunde für Aufmerksamkeit gesorgt hat.
Gemeinsam mit Vertreter:innen des Museums und aus dem Büro Max Dudler erhielten die Teilnehmenden spannende Einblicke in die Geschichte des ehemaligen Rangierbahnhofs und zur Realisierung des neuen Empfangsgebäudes.
Programm
13:45 Uhr | Eintreffen der Teilnehmenden
14:00 Uhr | Einführung und Begrüßung
Nikolai Ingenerf
Stiftungsvorstand Eisenbahnmuseum Bochum
Stefan Rethfeld
Sachbereichsleiter Vermittlung und Baukultur
LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen
14:15 Uhr | Geschichte des Museums und seine zukünftige Entwicklung
Prof. Wolfgang Fiegenbaum
Ehrenvorstand Eisenbahnmuseum Bochum
14:45 Uhr | Idee und Konzept zum neuen Empfangsgebäude
Kilian Teckemeier
Architekturbüro Max Dudler
15:15 Uhr | Kaffeepause
15:30 Uhr | Führung Empfangsgebäude und über das Gelände des Eisenbahnmuseums
ca. 17:00 Uhr | Ende der Veranstaltung