Baukult(o)urexkursion Dülmen mit dem Fahrrad
In diesem Jahr führte die erste Baukulturexkursion mit dem Fahrrad ins westliche Münsterland nach Dülmen. Über die Stadtgrenzen hinaus ist Dülmen für seine Wildpferde bekannt.
Wir erkundeten gemeinsam mit den Teilnehmenden die architektonischen und städtebaulichen Entwicklungen der vergangenen Jahre und ließen uns diese von Expertinnen und Experten erläutern.
Ausgangspunkt für unsere Exkursion mit dem Fahrrad war die neu errichtete Fahrradstation am Bahnhof Dülmen. Dort erfuhren wir mehr über das Projekt "Bahnhof Dülmen – Klimagerecht mobil unterwegs". Wir besichtigten u. a. einige zukunftsweisende Wohnprojekte und Kirchenumbauten sowie das IGZ (Intergeneratives Zentrum) einsA im Herzen der Stadt.
Programm
9:30 Uhr | Begrüßung und Einführung in den Tag
Markus Mönter
Stadt Dülmen, Stadtbaurat
Christine Bonatz
LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, Team Baukultur
Beginn der Exkursion
10:00 Uhr | Bahnhof Dülmen - Klimagerecht mobil unterwegs
Philipp Scholz
Stadt Dülmen, Abteilungsleiter vorbereitende Bauleitplanung
10:25 Uhr | Bauland an der Schiene, das Quartier Baumschulenweg
Astrid Wiechers
Stadt Dülmen, Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung
10:45 Uhr | Wohnquartier Am Haselbach
Alexander Guttek
farwick+grote Architekten BDA Stadtplaner, Ahaus
11:15 Uhr | Bendix Areal (Wohnen im Park, Geschosswohnungsbau an der Friedrich-Ruin-Straße und Kreuzweg)
Astrid Wiechers
Stadt Dülmen, Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung
11:45 Uhr | Umgestaltung der Pfarrkirche Heilig Kreuz
Franz-Jörg Feja oder Peter Kemper
Feja und Kemper Architekten, Recklinghausen
ca. 12:30 Uhr | Mittagsimbiss im einsA
Fortführung der Exkursion
13:30 Uhr | einsA – ein Haus für Alle
Thomas Helms
Dreibund Architekten, Bochum
14:15 Uhr | Wohnbebauung Dalweg
Christoph Ellermann
P / E / P Architekten + Stadtplaner, Münster
14:45 Uhr | Maria Ludwig Stift
Sebastian Spengler
Klein Riesenbeck Architekten, Warendorf
15:30 Uhr | Kirchwohnungen Maria Königin
Franz-Jörg Feja
Feja und Kemper Architekten, Recklinghausen
ca. 16:15 Uhr | Ende der Veranstaltung
Baukult(o)urexkursion Dülmen
Die Teilnehmenden der Baukult(o)urexkursion in Dülmen trafen sich am neu gebauten Bahnhof, der mit Hilfe von Klimafördermitteln realisiert werden konnte. Der multimodale Mobilitätsschwerpunkt mit neuem Fahrradparkhaus und 700 Fahrradstellplätzen beeindruckte besonders durch die Gestaltung des Bahnhofvorplatzes. Als Ergebnis aus einer Bürgerbeteiligung entschied man sich für eine „schiefe Ebene“, um barrierefrei den vorhandenen Höhenunterschied mit dem Fahrrad zu überwinden und so ins Fahrradparkhaus zu gelangen. Kiosk, Café und Wartebereich runden den neuen „Mobilitätshub“ ab.
Mit dem Fahrrad ging es dann entlang der Bahn zu zwei Wohnbauprojekten. Bereits aus der Vor-Corona-Zeit stammte die Rahmenplanung für das „Quartier an der Schiene“ mit dem Ziel, bahnhofsnahen Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen zu schaffen. Nicht weit entfernt besichtigten die Teilnehmenden ein Revitalisierungsprojekt einer Gewerbebrache. Auf dem aufgelassenen Areal eines Großmühlenbetriebes entstanden ca. 180 Wohnungen mit hohem gestalterischem Anspruch, der selbst „Wohnraum“ für Fledermäuse vorsieht.
Das Areal der ehemaligen Spinnerei und Weberei Bendix entwickelte sich über die vergangenen Jahre zu einem gemischt genutzten Stadtquartier. Denkmalwerte Gebäude wurden einer neuen Nutzung zugeführt, freie Flächen mit strenggegliederter Wohnbebauung kosten- und flächensparend ergänzt. Ein weiterer Mehrwert für die Menschen im Quartier ist der ehemalige Park der Fabrikantenvilla, der jetzt allen offen steht.
Nicht weit entfernt ging es zur Pfarrkirche Heilig-Kreuz von Dominikus Böhm. Fertiggestellt 1939 ist sie ein bedeutender Beitrag zum Kirchenbau der Moderne. Außergewöhnlich der hohe Stufenberg des historischen Altarraumes. Das gewandelte liturgische Verständnis, den Altar als Mittelpunkt der Gemeinde zu verstehen und die daraus entstandene Umgestaltung des Innenraums, wurden von Franz Jörg Feja von Feja &Kemper Architekten erläutert.
Als nächste Station radelten die Teilnehmenden zum IGZ (Intergeneratives Zentrum) einsA, das unmittelbar mit dem Rathaus verbunden, als Bindeglied zur benachbarten Kirche fungiert. Das Konzept, ein offenes Haus für alle Stadtbewohner zu sein, war für die Bauherren (Stadt und Kirche) dabei ein großes Anliegen. Ob Kitakinder, lesehungrige Bürger:innen, Touristen oder Ratsmitglieder – alle betreten das Gebäude über einen gemeinsamen Eingang. Die unterschiedlichen Funktionen im Inneren, vom neuen Ratssaal über Gymnastikraum bis hin zum Bistro, sind dabei mit großzügigen Begegnungsflächen verbunden. Der ungezwungene Kontakt und der unmittelbare Austausch der Besucher:innen untereinander ist hier ausdrücklich erwünscht.
Nach einer Stärkung und einer Führung durch den Architekten Thomas Helms vom Büro Dreibund Architekten aus Bochum ging es weiter zum neuen Wohnquartier am Dalweg. Ehemalige Textilarbeiter der Spinnerei und Weberei lebten hier bevor die Gebäude aus den 1950er Jahren den Neubauten weichen mussten. Insgesamt entstanden dort 70 Mietwohneinheiten mit flexibel nutzbaren Wohnungstypen in 13 Häusern. Grünflächen mit Hecken flankieren die Fußwege durch das Quartier.
Im Stift Maria Ludwig wurden wir herzlich vom Leiter der Einrichtung empfangen, der begeistert das pflegerische Konzept des Altenheims vorstellte. Besonderes Augenmerk verdiente dabei die Möblierung der gemeinschaftlich genutzten Räume. Um für die Bewohner:innen eine besondere Wohlfühlatmosphäre zu schaffen wurden hier ein 50iger Jahre Tresen im Cafébereich und ein Wohnzimmer aus den 1970er Jahren nachgebaut. Das architektonische und städtebauliche Konzept wurde von Herrn Spengler von kr-architekten aus Warendorf vorgestellt.
Die letzte Station der Exkursion: Die Kirchwohnungen Maria Königin. Nach der Profanisierung der Kirche wollte man den ortsbildprägenden Kirchenbau von 1960 erhalten und entschied sich, Wohnungen ins Innere der Kirche zu bauen. Eine besondere Geschichte am Rande war, dass ein älterer Herr, der hier zu Besuch war, berichtete, dass er 1960 in dieser Kirche den Bund der Ehe eingegangen ist und mittlerweile seine Tochter hier wohne.
Erfüllt und beeindruckt von den vielfältigen Eindrücken und unterschiedlichen Projekten waren sich die Teilnehmenden einig, dass Dülmen neben seinen Wildpferden auch einiges in Sachen Baukultur zu bieten hat.